BAMF-Forschungszentrum veröffentlicht Kurzanalyse zum Umzugsverhalten Geflüchteter

April 2022

Wohin, warum und wie oft sind Geflüchtete seit ihrer Einreise nach Deutschland umgezogen? Und wie lange dauert es, bis sie ein eigenes Zuhause haben? Über das Umzugsverhalten geflüchteter Menschen ist wenig bekannt. Mit der Kurzanalyse "Die Wohnhistorie Geflüchteter in Deutschland" analysiert das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) empirische Erkenntnisse auf Basis der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten und berücksichtigt aktuell geltende gesetzliche Regelungen. Die Analyse zeigt: Die Mehrheit der Befragten ist bereits mehr als einmal umgezogen. Viele ziehen bald nach der Ankunft aus der Erstunterkunft um, andere verweilen länger als 18 Monate.

Im Zentrum der Kurzanalyse zur Wohnhistorie stehen insbesondere die Umzugshäufigkeit sowie die jeweiligen Umzugsgründe. Diese erlauben Aussagen über den Stellenwert behördlicher Zuweisung. Darüber hinaus wird der Zusammenhang zwischen der Verweildauer in Gemeinschaftsunterkünften bis zum Umzug in private Wohnungen und soziodemographischen Merkmalen untersucht.

Die Auswertung und Analyse der Befragung ergab: Die große Mehrheit der zwischen 2013 und 2016 eingereisten Geflüchteten ist im Befragungsjahr 2019 bereits mehrfach umgezogen. Dies gilt insbesondere für Personen, die vor 2016 eingereist sind und zum Befragungszeitpunkt einen Schutzstatus innehaben. Hinsichtlich des Zeitpunkts des ersten Umzugs lässt sich eine Polarisierung erkennen: Viele Personen verlassen die erste Unterkunft, bei der es sich häufig um eine Aufnahmeeinrichtung handelt, bereits nach weniger als drei Monaten, andere verweilen indes länger als 18 Monate.

Asylsuchende, Geduldete und Geflüchtete mit Schutzstatus unterliegen in Deutschland verschiedenen gesetzlichen Wohnsitzbeschränkungen. Dies wird auch bei der Analyse der Umzugsgründe deutlich: Rund die Hälfte der Geflüchteten gibt auch mindestens drei Jahre nach ihrer Ankunft an, aufgrund behördlicher Anordnung umgezogen zu sein. "Mit Anerkennung und längerer Aufenthaltsdauer werden die Umzugsgründe jedoch individueller: So geben zunehmend mehr Personen an, umgezogen zu sein, weil sich Freunde oder Bekannte in der Nähe befinden oder weil die Wohnlage praktisch ist", erklärt Forscherin Dr. Kerstin Tanis.

Quelle/Mehr Informationen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Pressemitteilung vom 8. April 2022 auf IdW-online
Weiterführende Informationen zum Projekt IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten: https://www.bamf.de