Fachtagung Wohnungsbaupolitik in angespannten Märkten

Hybrid-Tagung "Stadtentwicklung und Wohnungsbaupolitik in angespannten Märkten - Politik, Wissenschaft und Praxis im Trialog" am 16. Juni 2022 in Berlin

vhw-Vorstand Prof. Dr. Jürgen Aring (Bild links) begrüßte die Teilnehmenden vor Ort und die über 150 Zugeschalteten über die vhw-Website und auf Youtube sowie diejenigen, die über ALEX Berlin (Offener Kanal Berlin und Einrichtung der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb)) der Veranstaltung folgen. Das Thema heute: Stadtentwicklung und Wohnungsbaupolitik in angespannten Märkten. Die Diagnose eines angespannten Markts sei eine schon lange Zeit immer wieder gestellte. "Aus der Brille der Wohnungssuchenden bedeutet das ein zu kleines Angebot am rechten Ort, eine zu geringe Neubautätigkeit oder steigende Angebotsmieten. "Und dennoch", resümiert Aring, "scheint es seit einigen Jahren anders zu sein." Die von der Politik durchaus polierten Instrumente griffen nicht mehr richtig. Die Erfolge seien begrenzt und die Anspannung auf den Wohnungsmärkten bliebe damit. "Mit analytischem Blick steckt im Verstehen schon eine Lösung", so Aring.

Vorworte als Video hier:


Der Bund als Partner im Trialog

Dr. Rolf Bösinger (Bild links und Mitte) begrüßte sehr herzlich alle am Thema der Tagung Interessierte. "Nicht nur das Bauen, das Sanieren von Wohnungen und die Bezahlbarkeit von Wohnraum, auch der Erhalt und die Schaffung von lebenswerten Städten und Gemeinden sind ein zentrales Thema", so der Staatssekretär. Dabei betonte er, dass das Bundesbauministerium die Rolle des vhw in der Politikberatung sehr schätze. Als einer der Trialogpartner komme es für den Bund auf die richtigen Förder- und Rahmenbedingungen an. Das ginge nur gemeinsam. Das neue Spannungsfeld zwischen ambitioniertem Klimaschutz und bezahlbarem Wohnraum sei zudem gut auszubalancieren. Mit Inkrafttreten der Verwaltungsvereinbarung über sozialen Wohnungsbau 2022 stellt der Bund 1 Milliarde Euro zur Verfügung, eine weitere Milliarde für den klimagerechten sozialen Wohnungsbau befindet sich gerade noch in Verhandlungen. Insgesamt stünden damit 2022 bis 2026 14,5 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung, so Dr. Bösinger. Die Aspekte des Fachkräftemangels, die angemessene zeitliche Umsetzung von Maßnahmen, die doppelte Innenentwicklung sowie die Verfügbarkeit von Bauland und die damit oft in Bezug stehenden rechtlichen Grundlagen für ein weiterhin auszuübendes gemeindliches Vorkaufsrecht (im Baulandmobilisierungsgesetz) führte Dr. Bösinger in seinem Beitrag noch weiter aus.

Keynote von Dr. Rolf Bösinger (Staatssekretär im BMWSB) als Video hier:


Umgang mit Wachstum: Kommunale Strategien

Anlass der vom vhw beauftragten Studie war die Wahrnehmung vielfältiger prozessualer Hindernisse im Wohnungsneubau, wenn sich Städte bereits auf den Weg gemacht haben, mit den angespannten Wohnungsmärkten umzugehen. Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock (Bild links) von der Universität Kassel, Fachgebiet Stadterneuerung und Planungstheorie, sprach dabei von einer festzustellenden Protestneigung, die keine einfache Abwehrhaltung darstelle, sondern oft mit guten Argumenten unterlegt sei. Was machen Städte in solchen Situationen? Wie kann man Konflikten vorbeugen? Die Studie untersuchte im Kontext von Wohnungspolitik und Beteiligung eine ganze Reihe von Neubauprojekten in ausgewählten Städten. Wenn diese veranlasst sind, im größeren Maßstab Quartiere zu entwickeln, auf was stoßen sie da? Die Methodik sowie die zentralen Ergebnisse (Bildmitte) zur Untersuchung der 15 Einzelfallstudien erläuterte im Anschluss Dr.-Ing. Grischa Bertram (Bild rechts), Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Stadterneuerung und Planungstheorie an der Universität Kassel.

Vortrag als Video hier:


Soziale Wohnungspolitik auf kommunaler Ebene

Bernhard Faller (Bild links und rechts), Gründer und Geschäftsführer von Quaestio Forschung & Beratung, erinnerte daran, dass Stadtentwicklung bei zunehmender Bodenknapppheit bereits in den frühen 90er Jahren thematisiert wurde. Das Umsteuern in eine ökologische Stadtentwicklung sei für ihn der Kern, die tiefere Ursache unseres heutigen Problems. "Das Thema Kapital", so Faller, "wird uns künftig fordern, die Transformationsaufgaben werden viel Geld kosten und Knappheiten erzeugen. Stadtwachstum ohne Flächenfraß, gute Innenentwicklung ... wie geht das?" 5 Beispielregionen wurden für die Studie ausgesucht - von schrumpfend bis stark wachsend. "Was stört bei den Umsetzungsprozessen am meisten?", so lautete die Fragestellung, die in den Städten gestellt wurde. "Es gab sehr unterschiedliche Antworten", so Faller. Da gab es sich räumlich verhärtende Desinvestitionsprozesse festzustellen oder auch plötzliche Entwicklungen wie jene vom "hässlichen Entlein" (bisher weniger attraktive Region) zur großen Nachfrageregion mit allen Nebeneffekten. Konstatiert wurde des Öfteren auch diese Situation: "Wir brauchen massenhaft Wohnungsbau, aber wir bekommen ihn nicht auf die Strecke!", so Faller. Für ihn ist vor allem die kommunale Liegenschaftspolitik der Schlüssel.

Vortrag als Video hier:


Kommunale und Forschende im Dialog

Die Moderatorin bezog sich auf das von Dr. Bösinger in seinem Beitrag erwähnte "Bündnis für bezahlbaren Wohnraum" auf Bundesebene und stellte die Frage, was es denn bewirke. Arne Lorz, Hauptabteilungsleiter Stadtentwicklung in der Landeshauptstadt München (Bild links und rechts, 1 v.l.), sieht es als notwendig an, dazu zu diskutieren, denn das Problem des Wohnens sei ein weitreichend gesellschaftliches. "Wir glauben an den integrierten Ansatz", so Lorz, "und zunächst ist es also ein gutes Signal." Bernhard Faller sieht den Austausch zwischen Politik und Verwaltung ebenfalls als wichtig an. "Es ist immer gut zu wissen, wo der 'Hase im Pfeffer' liegt. Viele Schrauben wurden schon gedreht, Bodenpolitik, städtebauliche Qualitäten sind 'dicke Bretter'", so Faller, die wohl noch andere Formen der Zusammenarbeit benötigen würden. Prof. Dr. Iris Reuther,  Senatsbaudirektorin
der Freien Hansestadt Bremen (Bild links und rechts, 3 v.l.), verwies auf das 2013 in Bremen gegründete "Bündnis für bezahlbares Wohnen", was nicht nur auf Wohnungsbau, sondern auch auf die Entwicklung von Quartieren ziele.

Podiumsdiskussion als Video hier: