Ausstellung "Einblicke in Patenschaften – Perspektivwechsel durch Begegnung" bis 9.11.2020

Oktober 2020

Im Rahmen eines Photovoice-Projekts haben mehrere Patentandems des Vereins Wir Gestalten e. V. einen reflektierenden Blick auf ihre Beziehung zueinander, aber auch auf die Herausforderungen des Ankommens in Deutschland geworfen.

Ausgerüstet mit einer Kamera haben sich die Patenschaften zwischen Oktober 2019 und März 2020 auf Spurensuche zu ihrer Identität und Patenschaft begeben. Sie haben ihre Lieblingsorte oder Orte ihres Alltags aufgesucht und sich oder ihre Umgebung in Szene gesetzt. Begleitend haben sie in insgesamt sieben partizipativen Workshops fotografische Methoden kennengelernt und anhand der entstandenen Fotos darüber diskutiert, wie sich ihr Ankommen in Deutschland gestaltet. Mit welchen alltäglichen Herausforderungen haben die Kinder und Jugendlichen zu kämpfen? Was ist ihnen wichtig, welche Erwartungen, Ziele und Wünsche sind damit verbunden? Und was hilft ihnen dabei, diese zu erreichen? In den Gesprächen ging es darum, die Perspektiven der anderen Beteiligten zu entdecken, neue Blickwinkel zu ermöglichen – um auf diesem Wege die eigenen Denkpfade auch mal zu verlassen und den Blick auf Möglichkeiten der Veränderung zu erweitern.

Für die Patenschaften war die "Zeit des Perspektivwechsels" eine intensive Phase des Beisammenseins, in der sie sich als Tandems nähergekommen sind und sich als Gruppe kennen- und schätzen gelernt haben. Die konkrete Aufgabe, ihre Patenschaft durch die Kamera zu beleuchten, hat ihnen ihre eigene Rolle, ihre Bedürfnisse, Widersprüchlichkeiten und ihr Miteinander insgesamt bewusster gemacht. Zugleich haben sich Standpunkte verschoben, wurden untereinander Anregungen zur Problemlösung gegeben und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt.

Die ausgestellten Bilder und Texte ermöglichen einen kleinen Einblick in diesen Reflexionsprozess: Sie zeigen den Blick der Kinder und Ehrenamtlichen auf sich selbst und ihre Beziehung zueinander. Sie bilden nicht nur ab, was ihnen gemeinsam Spaß macht, sondern auch, wie sie sich selbst und ihr Gegenüber wahrnehmen, welche Fragen sie bewegen, was sie von sich preisgeben wollen. Gleichzeitig geben die Bilder einen Einblick in die Rolle(n) der Patinnen, z. B. als Motivierende und Unterstützende.

Text: Projekt Perspektivwechsel

Flyer zur Ausstellung

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Perspektivwechsel durch Patenschaften – Einblicke in ein partizipatives Photovoice-Projekt auf Instagram

Juni 2020: Im vom vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V.  geförderten Forschungsvorhaben Perspektivwechsel stehen die subjektive Sicht auf das Ankommen in Deutschland und individuelle Lebenslagen von Menschen mit Fluchtgeschichte im Fokus. Es werden kooperative und partizipative Forschungsformate erprobt, mit dem doppelten Ziel der gemeinsamen Wissensproduktion und gleichzeitigen Teilhabeförderung. Unter anderem wurde in einem Photovoice-Projekt mit sieben Patentandems von WIR GESTALTEN e. V. zu Fragen der Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Fluchtgeschichte geforscht. Die Kinder und Jugendlichen im Alter von 6 bis 19 Jahren sind vor allem syrischer bzw. syrisch-palästinensischer Herkunft und größtenteils seit 2015/16 mit ihren Familien in Deutschland.

Mittels Fotografie haben die Tandems sich mit ihrer Identität, Selbst- und Fremdwahrnehmung in ihrer Alltagswelt im Berliner Stadtteil Wedding auseinandergesetzt. Wie sehen wir uns selbst, unsere Patenschaft und unseren Kiez? Was lernen wir voneinander und miteinander, wie verändert die Patenschaft unseren Blick auf die (Alltags)welt? Erste fotografische Ergebnisse des Projektes zeigen die Patentandems nun auf Instagram unter https://www.instagram.com/einblick_patenschaften/

Im Rahmen mehrerer Workshops wurde partizipativ erarbeitet, welche Fragen fotografisch in den Blick genommen werden, Zwischenergebnisse in der Gruppe diskutiert und gemeinsam reflektiert. Ausgangspunkt waren jeweils Fotos, die die Patentandems aufgenommen hatten. Methodisch unterstützt wurde der Forschungsprozess durch den Verein socialvisions e. V.. Gemeinsam bereitet die Gruppe derzeit eine Ausstellung vor, die in der Schillerbibliothek Wedding in Berlin zu sehen sein wird - sobald es die Umstände der Covid-19-Pandemie zulassen. 


vhw-PERSPEKTIVWECHSEL-Projekt und Senatsstrategie BENN luden zu Kolloquium mit islamwissenschaftlicher „Verstärkung“

September 2019: Reflexionen über Forschung und Praxis zeigen auch Grenzen des Wissens auf. Deshalb luden Vertreterinnen der vhw-Forschungswerkstatt PERSPEKTIVWECHSEL und der Senatsstrategie "BENN  - Berlin entwickelt neue Nachbarschaften" am 20. August 2019 zu einem Kolloquium mit islamwissenschaftlicher „Verstärkung“. Im Mittelpunkt standen Fragen nach der Alltagsrelevanz des islamischen Glaubens in nachbarschaftlichen Beziehungen, Unterkünften und Wohnquartieren. In der Diskussion wurde deutlich: Ob Koranverse, gegenseitige Hilfe oder soziale Konflikte – religiöse Werte haben nicht die Schlüsselfunktion, die ihnen vielfach zugeschrieben werden. Gleichwohl scheint die Wahrnehmung von vielfältigen Bedeutungen in Forschung und Praxis ein schwieriges Unterfangen – die Sehnsucht nach Eindeutigkeit und Reden von „dem Islam“ verstellen den Blick. Der Umgang mit Mehrdeutigkeit (Ambiguität) wird einer vertiefenden Auseinandersetzung für wert befunden.


Dokumentation zur Forschungswerkstatt PERSPEKTIVWECHSEL

Mai 2019: Für den Austausch mit Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis führten wir die Forschungswerkstatt durch. Was bedeutet kooperatives und partizipatives Forschen? Wie können die Ergebnisse in die Praxis hineinwirken und diese positiv verändern? Wodurch unterscheidet sich der Forschungsansatz von anderen Forschungsstrategien mit partizipativem Anspruch (Reallabor)? Welche Erwartungen haben Projektträger und Geflüchtete an gemeinsames Forschen?
Vorliegende Dokumentation (downloadbar in der rechten Spalte) stellt die Vorträge und Diskussionsbeiträge zusammen. Wir haben uns für eine ausführliche und in Teilen ergänzte Darstellung entschieden, um die Ergebnisse auch für diejenigen nachvollziehbar zu machen, die gerne an der Veranstaltung teilgenommen hätten, aber verhindert waren oder jene, die prinzipiell an unserem Forschungsprozess interessiert sind. Auch für uns lassen sich dadurch Entwicklungen in Verständnis und Durchführung besser nachvollziehen – wir verstehen diese Dokumentation als Arbeitsinstrument.


PERSPEKTIVWECHSEL: Austausch in der Forschungswerkstatt

Februar 2019: Nicht nur der Ort versprach Weitblick. Am 14. Februar 2019 widmete sich die Forschungswerkstatt PERSPEKTIVWECHSEL über den Dächern von Berlin dem Konzept des kooperativen und partizipativen Forschens mit Projekten und Geflüchteten. Was ist darunter zu verstehen und wie lässt sich dies kommunikativ umsetzen? Die Vorträge von Prof. em. Jarg Bergold und Prof. Antonie Schmiz gaben dazu wertvolle Hinweise. Vielen Dank! Eine ausführliche Dokumentation der Veranstaltung folgt.


Forschungswerkstatt PERSPEKTIVWECHSEL: Projekte von und mit Geflüchteten in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg gesucht

November 2018: Die vom vhw initiierte Forschungswerkstatt PERSPEKTIVWECHSEL zielt auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Projekten aus der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg, die mit oder von geflüchteten Menschen durchgeführt werden. Gemeinsam werden forschungs- und praxisleitende Fragen zum Gelingen von Integration vor Ort bearbeitet – in Wirtschaft, Kultur und Quartier. Gerade beim Thema Teilhabe erscheint es naheliegend, dass Geflüchtete als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt eine aktive Rolle im Forschungsprozess einnehmen. In Anlehnung an das Konzept der "Partizipativen Forschung" geht es um kooperative und partizipative Prozesse - also darum, mit Geflüchteten zu forschen und nicht über sie.