Wenn der Kiez zur Keimzelle für sozialen Zusammenhalt wird

Juni 2025

Wie entsteht ein lebendiges Stadtbild – und wie lassen sich Nachbarschaften als starke Gemeinschaften gestalten? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Arbeitskreis Soziale Stadt des Städteforums Brandenburg, einem Netzwerk für Kommunen und Stadtquartiere im Land Brandenburg, am 24. Juni in seiner 19. Sitzung. Bei der digitalen Veranstaltung wurden neben konkreten Fallbeispielen aus Schwerin, Dortmund und Eberswalde auch theoretische und wissenschaftliche Inputs gegeben. Prof. Dr. Olaf Schnur, Bereichsleiter Forschung des vhw e. V., referierte zum Themenfeld „Nachbarschaftsidentität, Quartiersimage und sozialer Zusammenhalt in Quartieren“. Dieses Feld, betonte er, sei in den aktuell herausfordernden Zeiten außerordentlich wichtig: „Es geht hier auch um die Stärkung der lokalen Demokratie.“

In seinem Vortrag führte Olaf Schnur aus, welche Schwierigkeiten sich dabei sowohl in der Forschung als auch in der Praxis ergeben. So seien die wissenschaftlichen Konzepte häufig sperrig, komplex und würden kaum miteinander verknüpft. In den Quartieren wiederum gebe es zwar geeignete Hebel und Ansatzpunkte, mit denen sich der soziale Zusammenhalt stärken lasse; „die Formulierung ,Keimzelle Kiez‘ ist deshalb nicht ganz falsch“, resümierte Olaf Schnur. Allerdings gestalte sich die lokale Umsetzung im konkreten Fall oft kompliziert, weil es an Ressourcen mangele oder bürokratische Hürden auftauchten, die adäquate Lösungen erschweren.

Die Forschung kann laut Olaf Schnur diese Prozesse begleitend unterstützen. Einerseits mit Studien, die Stück für Stück die Verbindungen zwischen Quartiersimage, Nachbarschaftsidentität und Zusammenhalt sichtbar machen und für die Praxis in Wert setzen. Und andererseits durch die kontinuierliche Reflexion von Konzepten und Maßnahmen gemeinsam mit den Expertinnen und Experten aus der Praxis. Insgesamt, so lautete sein Fazit, komme es nämlich – unabhängig von theoretischen Überlegungen – auf die alltägliche, kleinteilige Arbeit im Quartier an, die bereits heute sehr viel richtig mache: „Das Know-how und das Engagement der Praktikerinnen und Praktiker vor Ort sind entscheidend!" 

Zum vhw-Forschungsbereich "Quartier und Nachbarschaft"