Soziale Benachteiligung und politische Partizipation


Ausgangslage

Zu den aktuellen Krisensymptomen westlicher Demokratien zählen zunehmendes Desinteresse an politischen Debatten, Wahlabstinenz sowie die Zustimmung zu anti-pluralistischen oder auch verschwörungstheoretischen Ansichten größerer Teile der Bevölkerung. Dabei gelten besonders marginalisierte Gruppen als anfällig, da sie in der Vergangenheit meist durch soziale Reformen benachteiligt wurden und vom wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre nur wenig profitierten. Soziale Benachteiligung findet oft entlang der Achsen Klasse, Ethnizität, Geschlecht und körperlicher- bzw. geistiger Verfassung statt. Dabei fehlt sozial benachteiligten Gruppen auch überproportional der Zugang zu politischer Teilhabe. Viele dieser Menschen erleben sich vermehrt als Verlierer demokratischer Aushandlungsprozesse. Häufig überwiegen daher negative Einstellungen gegenüber dem politischen System.

Ziel

Das Forschungsprojekt untersucht die organisatorischen Hintergründe und individuellen Voraussetzungen politischer Partizipation marginalisierter Menschen. Betrachtet werden dabei informelle Gruppen, Organisationen und Strukturen, die auf lokaler Ebene politische Beteiligung durch Meinungs- und Willensbildung, kollektives Handeln sowie konkrete Entscheidungsfindung verwirklichen.

Zentrale Fragen sind:

  • Welche Strukturen ermöglichen oder behindern die politische Partizipation Marginalisierter?
  • Welche Rolle spielen diese Aktiven innerhalb der Gruppen, Organisationen und Strukturen?
  • Welche Motivationen, Ressourcen, biografischen Hintergründe, Politikverständnisse bewegen die Aktiven?
  • Welche Rolle spielen soziale Netzwerke und der sozial-räumliche Kontext vor Ort?

„Ich mache selber für mich Politik. Mit oder ohne Stimme […]. Wenn du was verändern willst, dann musst du bei dir selbst anfangen und dann bei den nächsten, deinem Umfeld und danach kannst du deine Umwelt oder deinen Stadtteil vielleicht verändern […]. Wenn sich was bewegt, dann bin ich nicht angewiesen auf Politiker oder die Leute, die am längeren Hebel sitzen. Einfach machen, tun, aufstehen, weitermachen, sich selbst motivieren. Und gemeinnützige und nachhaltige Projekte fördern und fordern“ (Ein politisch Aktiver 2020: 49)


Publikation zum Projekt

Neue Beteiligung und alte Ungleichheit? Politische Partizipation marginalisierter Menschen

Kaßner, J., Kersting, N. (2021): Neue Beteiligung und alte Ungleichheit? Politische Partizipation marginalisierter Menschen. vhw Schriftenreihe, Band 22. Berlin

vhw-Schriftenreihe Nr. 22


Nachrichten zum Projekt

Foto vom Kongress

Oktober 2022

vhw-Forschungsergebnisse beim DGS-Kongress 2022 „Polarisierte Welten“

Forschung , Urbaner Wandel & gesellschaftl. Zusammenhalt

Mit der Präsentation der Ergebnisse des Forschungsprojektes "Soziale Benachteiligung und politische Partizipation" beteiligte sich Steffen Jähn (Wissenschaftler vhw e. V.) am diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS). Dieser fand vom 26. bis zum 30. September

... weiterlesen
Titel der Jahrestagung des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung

Dezember 2021

Vortrag zu vhw-Projekt: Marginalisierung und quartiersnahe politische Partizipation

Lokale Demokratie , Partizipative kommunale Praxis

Mit der Präsentation der Ergebnisse des Forschungsprojektes "Soziale Benachteiligung und politische Partizipation" beteiligten sich Steffen Jähn (vhw) und Professor Norbert Kersting  (WWU Münster) an der diesjährigen Jahrestagung des Instituts für Bewegungs- und Protestforschung (ipb).

... weiterlesen
Splitscreen: Fotos eines Menschen mit Gehhilfe und einer Menschenmenge vor einem Mikrophon

Februar 2021

Neue Beteiligung und alte Ungleichheit? Studie zur politischen Partizipation marginalisierter Menschen erschienen

Partizipative kommunale Praxis

Die vorliegende vhw-Schriftenreihe 22 ist als Debattenbeitrag zu verstehen, der einen Contra-Punkt setzt gegen die Zeichnung marginalisierter Gruppen als apathisch, politisch abstinent oder als "Mobilisierungsmasse" populistischer Akteure. Vielmehr zeigt sie, dass viele Aktive die Politik

... weiterlesen
Gruppe von Menschen steht vor einem Mikrophon

Januar 2021

Politische Beteiligung und soziale Ungleichheit – Praxis und Theorie im Dialog

Lokale Demokratie , Partizipative kommunale Praxis

Soziale Ungleichheit ist eine Herausforderung für die Demokratie, denn sie geht oft mit Ungleichheit in der Partizipation einher. Hierdurch ist der Einfluss dieser Gruppen gering, wodurch politische Entscheidungen bei ihnen weniger Akzeptanz und Legitimität besitzen. Dies führt zu Zynismus

... weiterlesen

PROJEKTINFORMATIONEN

Projektpartner

Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Politikwissenschaft

Prof. Dr. Norbert Kersting, Jan Kassner und Linda Melissa Rüthers
Projektleitung

Steffen Jähn

Projektdauer

März 2019 – Januar 2021

Methode

Schreibtischrecherche, Expertinnen- und Aktiveninterviews, teilnehmende Beobachtung