2. Netzwerktreffen für Dozentinnen & Dozenten


Endlich wieder vor Ort! Das 2. Netzwerktreffen des Bundesverbandes mit seinen Dozentinnen und Dozenten fand am 20. Mai 2022 in Bonn statt. Herzlich begrüßten NRW-Geschäftsführerin Eva Isabel Spilker (Bild unten rechts) und vhw-Vorstand Prof. Dr. Jürgen Aring (Bildmitte unten) die etwa 60 Gäste. Sie, die sonst zumeist die Vorträge vorbereiten und halten, durften sich zurücklehnen und erlebten gute Impulse für ihre Arbeit in der vhw-Fortbildung und darüber hinaus.

Personalentwicklung in der Kommunalverwaltung - Trends ausmachen

Welche Bedingungen wünschen sich kommunal Beschäftigte, was macht die Kommune als Arbeitgeber aus Sicht der Beschäftigten attraktiv? Prof. Dr. Thomas Winschuh von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Nordrhein-Westfalen ging dabei auf die heute verlangten Kompetenzen für die Aufgaben jetzt und in Zukunft ein. Viel Fachwissen ist dafür unabdingbar und auch der Typus Kommune hat sich entwickelt. Heute verwaltet die Bürgerkommune längst nicht mehr, sondern steuert und leitet wichtige lokale, miteinander oft fachlich eng verbundene Entwicklungen. Diese deutlich gewachsenen Ansprüche beeinflussen - wie der gesellschaftliche Wertewandel und die zunehmende Individualisierung - den Berufsalltag in der Kommune. Flexible Arbeitsformen wie das mobile Arbeit, die Co-Working-Spaces oder auch die Arbeitszeitflexibilisierung an sich fordern mehr Selbstorganisation und -verantwortung ein und bringen damit auch neue Belastungen. Die prognostizierte Fachkräftelücke durch Altersstruktur und Ruhestands-Fluktuation mit 1,3 Mio bis 2030 fordert geradezu mehr Diversität beim Personal und eine Öffnung für Neueinsteiger.

vhw-Forschung am Puls der Stadtentwicklung

Albert Geiger (Bild links), langjähriger Dezernent in der Stadt Ludwigsburg - zuletzt Leiter des Referats Nachhaltige Stadtentwicklung - sowie Mitglied im vhw-Kuratorium stellte gemeinsam mit Prof. Dr. Jürgen Kegelmann (Bild rechts) von der Hochschule Kehl wesentliche Ergebnisse der Studie "Nachhaltige Stadtentwicklung durch nachhaltige Verwaltungsentwicklung. Die (Kommunal-)Verwaltung der Zukunft" vor. Wie müssen Kommunalverwaltungen aufgestellt sein, um den derzeitigen gesellschaftlichen Anforderungen erfolgreich zu begegnen und sie zu gestalten. Die These dabei ist, dass eine nachhaltige Stadtentwicklung „nach außen“ im Sinne eines Outputs und Outcomes eine nachhaltige Verwaltungsentwicklung „nach innen“ voraussetzt. In diesem Sinn wurden die zentralen Erfolgskriterien für eine nachhaltige Stadt im Rahmen eines „nachhaltigen Rathauses und einer nachhaltigen Verwaltung“ entwickelt. Nachzulesen in der vhw-Schriftenreihe Nr. 32. Die Studie basiert auf den einschlägigen Erfahrungen mit einer transformativen Stadtentwicklungspraxis in den drei ausgewählten Städten Burgwedel, Filderstadt und Mannheim. Sie präsentiert im dargelegten Kontext Handlungsempfehlungen für eine reaktionsschnelle, den verschiedenen Akteuren einer koproduktiven Stadtentwicklung zugewandten Praxis kommunaler Stadtentwicklungsplanung.

Geschichten aus dem Fortbildungsleben

Die Realität ist immer noch der beste Ghostwhriter. Und so unterhielt Henning Dettleff, Bereichsleiter Fortbildung und Stellvertreter des Vorstands, die Gäste mit einigen Anekdoten, zum Beispiel damit: "...  es gibt doch aus dieser Kategorie noch eine weitere Veranstaltung?, so eine Kundennachfrage. Die Veranstaltung 'Die Beendigung von Mietverhältnissen: Kündigung und Räumungsfragen' läuft seit 2007 ganz normal im Programm. Bis zum denkwürdigen Tag im November 2019. Da erhalten wir plötzlich am Nachmittag einen Anruf von der Seminarbetreuerin, es sammelten sich Demonstranten vor dem Tagungshaus. Die Ursache war schnell gefunden: Das Berliner Bündnis 'Zwangsräumung verhindern' hatte im Internet einen Aufruf gegen die Veranstaltung gestartet. Wortlaut: 'Wir können uns nicht damit abfinden, dass die Zwangsräumung einer Wohnung als Normalität erscheint. Kommt zur Kundgebung ab 15 Uhr und lasst uns gemeinsam den Teilnehmer*innen des Seminars mitteilen und zurufen, was die Folgen ihres Handelns sind und was wir davon halten! Kündigung und Zwangsräumung – davon haben wir genug!' Im Seminarraum warteten ganz freundliche Menschen aus Liegenschaftsämtern, kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, einem Wohlfahrtsverband und auch ein Immobiliensachverständiger auf Fortbildungsinhalte. Miethaie? Gehören eher nicht zur vhw-Kernklientel. Das Missverständnis ließ sich dann doch schnell lösen."

oder: "Man kann sich bei Webinaren auch zwischendurch mal ungeniert unterhalten, zumal noch in den eigenen vier Wänden. Aber Achtung: vorher das Mikrofon ausschalten! Hier die schönsten Beiträge aus dem Off, natürlich anonym:

  • „Die Kartoffeln sind gleich fertig!“
  • „Bin ich schon drin? Kann man mich hören? Hallo, Hallo? (Pause) Hallo, Hallo? Kann man mich hören? Hallo? Ich weiß nicht, ob ich drin bin oder nicht. Ich sehe hier nur so eine schöne Frau.“
  • „Bring Brot mit!“
  • „Mama, ich bin zu Hause!“
  • „Des is ja alles a Paragraphenreiterei.“

"Wenn ALLES richtig läuft, gibt es immer eine ganz bestimmte Art von Kritik und Verbesserungsvorschlägen. So auch bei einem im Januar 2020 stattgefundenen sozialrechtlichen Seminar. Drei Punkte erhielt der vhw schriftlich mit auf den Weg: 1. 'Häppchen könnten umfangreicher sein.', 2. 'es gab keinen Kuchen' und 3. 'Ich würde mir eine musikalische Untermalung der Zwischenpausen wünschen.'"

Was gutes Lehren auszeichnet ...

Alles fusst hier auch auf einem Maslowschen Grundbedürfnis - der Defizitorientierung. Wem Schlaf fehlt, der sucht sich einen Platz zum Schlafen. Und wem Freundschaften fehlen, der sucht sich Freundschaften. Somit kann man dem Berufsalltag für die Fortbildung ein Bedürfnis der Information zugrunde legen. Erfolgreiche Vermittlung wird auch von psychologischen Erkenntnissen mitgetragen. Weniger ist mehr. Wiederholungen helfen. Kleinere und größere Pausen helfen die Aufmerksamkeit zu bündeln. Und bei Präsenzveranstaltungen machen mehr als 30 Prozent die nonverbale Kommunikation aus, also Körpersprache und Mimik. Ein Medienmix zwischen "klassisch" und "modern" bedeutet ein gutes Mischen von "low tec" und "high tec", also von Whiteboard, Tafel, Flipchart, Pappkarten und Pinnwand. Ein launiger Vortrag von Prof. Dr. Jan Eickelberg mit vielen ganz praktischen Tipps unterhielt die Gäste und brachte den ein oder anderen Aha-Effekt.

Verabschiedung von vier renommierten Dozenten

Die Laudatoren Dr. Diana Coulmas (Bild oben links), Petra Lau (Bildmitte oben), Eckhard Lange (Bild unten links) und Philipp Sachsinger (Bildmitte unten), alle vhw, verabschiedeten unsere vier langjährig im vhw wirkenden Dozenten: Prof. Dr. Rüdiger Breuer, Günter Halama, Prof. Dr. Wilhelm Söfker, Dr. Wolfgang Schrödter

Professor Rolf Breuer wurde angesichts seiner herausragenden Expertise gewürdigt, die ihn als „Papst des Wasserrechts“ im vhw u. a. den Grundstein für zahlreiche wasserrechtliche Veranstaltungen hat legen lassen. Mit seinem phänomenalen Wissens- und Erfahrungsschatz und der eigenen Freude an der Sache hat er sich stets selber in die Pflicht genommen, um sein Wissen als Hochschullehrer, Gutachter und Rechtsanwalt, wie man heute sagt, zu teilen: an der Uni, in der Beratung und eben auch beim vhw. Dies ist eine Haltung: Wissensvermittlung zum Wohl der Gesellschaft. Seine persönlichen Attribute, auserlesene Höflichkeit, große Liebenswürdigkeit und feinsinniger Humor, würde man sich bei noch mehr Mitmenschen wünschen vorzufinden!

Mit Günter Halama verabschieden wir einen Richter und stellvertretenden Vorsitzenden in dem für Bau- und Planungsrecht zuständigen 4. Revisionssenat am Bundesverwaltungsgericht a. D., der sich über Jahrzehnte während seiner Richtertätigkeit und nach seiner Pensionierung sehr stark für die Fortbildung im vhw engagierte und als Dozent bei mehr als 180 Veranstaltungen im Bau- und Umweltrecht wirkte. Hervorzuheben sind hierbei die jährlich stattfindende Bundesrichtertagung des 4. Senats des BVerwG, Veranstaltungen zur Rechtsprechung zum Bauplanungsrecht mit Richtern verschiedener Spruchkörper und eine Vielzahl von Seminaren zu immissionsschutzrechtlichen Fragestellungen. Sein Anliegen in den Veranstaltungen war es stets, die zum Teil sehr komplexen bundes- und obergerichtlichen Entscheidungen so aufzubereiten und zu erläutern, dass sie auch für Nicht-Juristen verständlich und in der Praxis anwendbar werden.

Dr. Wolfgang Schrödter, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages a. D., war seit 1992 Dozent des vhw und hat als Vertreter der kommunalen Familie zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen des vhw zum Bau-, Planungs- und Umweltrecht begleitet. Als Herausgeber und Autor des "Schrödter", Kommentar zu Baugesetzbuch, war es ihm immer ein Anliegen, das schwierige Rechtsgebiet des Städtebaurechts für die Städte und Gemeinden handhabbar zu machen. Mit dem Wissen, wie wichtig berufliche Weiterbildung ist, war es für ihn selbstverständlich, sein Praxiswissen an Generationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung weiterzugegeben und ihnen dabei zu helfen, Rechtsfragen des Städtebaurechts in ihrer täglichen Arbeit richtig zu entscheiden. An seine humorvollen, unterhaltsamen und gleichermaßen rechtlich fundierten und praxisnahen Veranstaltungen erinnern wir uns gerne zurück.

Prof. Dr. Wilhelm Söfker blickt auf eine jahrzehntelange Dozententätigkeit in unserem Bundesverband zurück. Sein Einfluss auf die Interpretation des sich ständig ändernden Bauplanungsrechts im Tagesgeschäft der Verwaltung ist nicht hoch genug zu schätzen. Von 2007 bis heute wurden etwa 9.300 Teilnehmende in vhw-Fortbildungsveranstaltungen durch ihn mitgeprägt. Während seiner Dozententätigkeit konnte Prof. Söfker dabei immer auch aus dem Fundus seiner beruflichen Erfahrung als Leiter der Unterabteilung "Raumordnung und Baurecht" im Bundesbauministerium schöpfen. Als Kommentator zum BauGB und Verfasser zahlreicher Fachbeiträge zum Bau- und Planungsrecht war und ist er am Puls der Zeit, wovon unsere vielen Seminare inhaltlich profitieren konnten. Sein konzentrierter und gleichzeitig den Teilnehmenden zugewandter Vortragsstil löste immer wieder positiv nachklingende Diskussionen aus. Das wird uns fehlen.

Netzwerken und miteinander im Gespräch bleiben

Wie es das Format schon besagt, dient das Netzwerktreffen vor allem einem persönlichen Austausch, um verbunden zu bleiben. Nach vielen organisatorisch notwendigen digitalen, schriftlichen oder telefonischen Abwicklungen, die man miteinander für die vielen, guten Fortbildungsangebote erledigen musste, wird das persönliche Gespräch von allen Seiten als ein wichtiger Baustein im bestehenden Vertrauensverhältnis gesehen. So verwundert es nicht, dass in Bonn das Netzwerktreffen Nr. 3 als Wunsch an den vhw gerichtet wurde - mit kurzen fachlichen Impulsen und guten Gesprächen, die immer anregend sind.