Erschienen in Heft 5/2019 Stadtentwicklung und Klimawandel
Möchte man erfassen, welche Haltungen die deutsche Bevölkerung zu Klimawandel und Klimaschutz einnimmt, sind diese nicht isoliert zu betrachten, sondern als integrales Element im Gesamtkontext der Umwelt- und Naturwahrnehmung zu verstehen. Innerhalb dieses Rahmens ist Klimawandel dabei aus Perspektive der Bevölkerung insbesondere an die Themenfelder Ressourcenverbrauch, Energie, Mobilität und biologische Vielfalt gekoppelt. Damit schlägt das Thema Klimawandel auch eine Brücke zu aktuellen Fragen der Stadtentwicklung, da das Verhältnis von Stadt und Natur aktuell einem grundlegenden Wandel unterworfen ist.
BeiträgeErschienen in Heft 5/2019 Stadtentwicklung und Klimawandel
Der prognostizierte Klimawandel wird sich insbesondere in den Städten aufgrund der großflächigen Versiegelung und der damit zusammenhängenden Hochwasser- und Hitzeproblematik gravierend auswirken. In vielen Kommunen ist man bereits mit kommunalen Anpassungsstrategien und -programmen darangegangen, sich diesen Zukunftsaufgaben zu stellen. Allerdings ist der Wissensstand zum Thema Klimaanpassung auf der kommunalen Ebene oft noch unzureichend. Der vhw hat sein Fortbildungsangebot deswegen in diesem Feld ausgeweitet. Im folgenden Artikel sollen die Erfordernisse und Möglichkeiten zur Klimaanpassung skizziert und anhand von zwei Fallbeispielen die entsprechenden Strategien und Programme aus Berlin und Regensburg vorgestellt werden.
BeiträgeErschienen in Heft 5/2019 Stadtentwicklung und Klimawandel
Am 31. Juli 2019 setzte ein Starkregen die Innenstadt von Bernau bei Berlin unter Wasser. 25 Liter je Quadratmeter überschwemmten innerhalb einer halben Stunde sämtliche Zufahrtsstraßen zur Innenstadt. Fahrbahnen und Bürgersteige verwandelten sich in kleine Flüsse. Das Wasser stand bis zu 70 Zentimeter hoch, die Feuerwehr musste zu 92 Einsätzen ausrücken. Bürgermeister André Stahl sieht den Grund für die überschwemmte Stadt in einer Verkettung extrem unglücklicher Umstände. „Die Böden sind knochentrocken. Kein Tropfen Wasser ist da versickert“, erklärte er. Stattdessen habe das Regenwasser als Fließgewässer an der Oberfläche Besitz von der Stadt ergriffen. „Leitungen, Teiche und Regenwasserrückhaltebecken konnten die Wassermengen in dieser kurzen Zeit objektiv nicht bewältigen.“
BeiträgeErschienen in Heft 5/2019 Stadtentwicklung und Klimawandel
Hitzeresilienz ist spätestens seit den heißen Sommern in 2018 und 2019 eine Herausforderung für Städte und Quartiere. Die Verdichtung der Städte, die bislang durchaus mit Nachhaltigkeitszielen konform ging, gerät nun in Zielkonflikte mit der klimaangepassten Stadt. Das BMBF-Forschungsprojekt HeatResilientCity untersucht bewohnerorientierte Klimaanpassungsmaßnahmen an die zunehmende Hitzebelastung. Quartiersbefragungen in den Landeshauptstädten Erfurt und Dresden sowie die Diskussion der Ergebnisse in einem interdisziplinären Expertengremium zeigen Kommunikationsanforderungen und Handlungsbedarfe für künftige Klimaanpassungsprozesse auf. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welche Sichtweisen Bewohner in Bezug auf Hitzebelastung urbaner Quartiere haben, wie diese mit Expertenauffassungen korrelieren und welche Folgerungen sich daraus ableiten.
BeiträgeErschienen in Heft 5/2019 Stadtentwicklung und Klimawandel
Angesichts des Klimawandels mit erhöhten Anforderungen an Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel rückt Nachhaltigkeit wieder in den Vordergrund. Das KfW-Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“ fordert die energetischen Maßnahmen, die dem Klimaschutz dienen, in einen engen Kontext zur Quartiersentwicklung zu stellen. Der integrierte Ansatz der Quartierskonzepte dient dazu, soziale Kontexte und Maßnahmen der klimaangepassten Gestaltung des Wohnumfeldes gemeinsam zu denken. Die tradierte Stadterneuerung wird so um Kontexte der Nachhaltigkeit erweitert.
BeiträgeErschienen in Heft 5/2019 Stadtentwicklung und Klimawandel
Kommunen haben es in der Hand, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Über das planerische Instrument der Bauleitplanung können sie klimaschutzbezogene Festsetzungen treffen und dadurch die Stadtentwicklung zugunsten des Klimaschutzes verändern. Dabei stehen ihnen nicht nur Bauleitpläne, sondern auch andere Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung, welche aber auch verschiedene rechtliche Hürden aufweisen. Die verschiedenen Klimaschutzdarstellungen und ihre rechtlichen Rahmenbedingungen sind Gegenstand des nachfolgenden Artikels.
BeiträgeErschienen in Heft 5/2019 Stadtentwicklung und Klimawandel
Die Wetterextreme nehmen zu: mehr Starkregenereignisse, mehr Urban Heat und Hitzestress in der Stadt. Vor allem die Dryspell-Perioden, also das Zusammentreffen von Hitze und Trockenheit über einen längeren Zeitraum, sind besonders gravierend. Die Landschaften sind trocken, staubig und können kein Wasser mehr verdunsten. Das Grundwasser sinkt, der Mindestabfluss der Flüsse wird in Trockenzeiten immer weiter reduziert. Kleingewässer trocknen aus. Es kommt zu erhöhten Konzentrationen an Belastungen, da die Verdünnungseffekte fehlen. Die Schifffahrt wird eingeschränkt. Die Arbeitsproduktivität wird bei 30 Grad bereits erheblich gemindert. Klimawandel ist nicht nur ein ökologisches, sondern in zunehmenden Maße auch ein ökonomisches und gesundheitliches Thema.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Stadtentwicklung findet heute vor allem auf zwei Ebenen statt. Man kann durchaus von einem dualen System der Stadtentwicklung sprechen: Handelt es sich bei der „Entwicklung“ um einen innenstadtnahen Stadtteil, so besteht angesichts der beispiellosen Nachfrage nach großstädtischem Wohnraum die Gefahr eines mehr oder weniger latenten Austauschs der Wohnbevölkerung und – als Folge dessen – der lokalen Ökonomie. Wir müssen nicht erst das G-Wort bemühen, um zu zeigen, dass Stadt heute vor allem als differenzierter Konsumraum funktioniert. Den ungebrochenen Zulauf zahlungskräftiger Hipster-Kleinfamilien auf die Kernstadt sollten wir jedoch nicht mit Urbanisierung verwechseln.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Vor dem Hintergrund des Schwerpunktthemas dieses Heftes – Zivilgesellschaft baut Stadt – sprach Sebastian Beck vom vhw mit dem Team des Berliner Büros Urban Catalyst über mögliche neue urbane Akteure in der Stadtentwicklung. Politik und Verwaltung scheinen zusehends auf diese neuen urbanen Akteure angewiesen zu sein, weil sie Dinge ermöglichen, die angesichts rückläufiger öffentlicher finanzieller und personeller Ressourcen sonst kaum noch leistbar sind. Im Gespräch ging es u.a. um deren Selbstverständnis, ihre Rolle in der Politik und ihre Funktion bei der Herstellung von Vertrauen.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
„Noch vor wenigen Jahren“, schreibt Roland Roth (2017), „schien der Weg zu ‚mehr Demokratie‘ geebnet und weitere Fortschritte unaufhaltsam. Dialogische und direkte Formen der Beteiligung erfreuten (und erfreuen) sich zunehmender Wertschätzung. Doch die Stimmungslage hat sich inzwischen eingetrübt.“ Der Grund dafür: das Erstarken populistischer Strömungen. Antidemokratische Tendenzen sind überall in der Welt zu beobachten, der Brexit oder Erdogans Verfassungsreferendum haben die Ambivalenz direktdemokratischer Verfahren verdeutlicht und selbst demokratische Wahlen, die einen Präsidenten Trump zum Ergebnis haben, verlieren an Kredit. Roth fährt fort: „Dieser antidemokratische Angriff lässt auf den ersten Blick viele Initiativen der letzten Jahre für eine starke Demokratie eigentümlich ‚alt‘ aussehen. Selbst der ‚Kernbestand‘ liberaler Demokratien ist unter Druck geraten.“
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Was genau ist „Community Organizing“ und was machen „Organizer“ in ihrem Arbeitsalltag? Forum Wohnen und Stadtentwicklung (FWS) hat mit dreien von ihnen gesprochen – ein Interview mit Neele Behler, Stefan Gierke und Murat Künar.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Wohnungsknappheit – insbesondere Mangel an erschwinglichen Wohnungen – ist kein neues Thema in städtischen Gebieten. Diese Knappheit hat dabei meist zwei prinzipiell unterschiedliche Ursachen: So gehen viele Wohnungen aufgrund von Krieg, Baufälligkeit oder langjähriger Vernachlässigung immer wieder verloren. Dazukommen meist aber noch Prozesse, die die vorhandenen erschwinglichen Wohneinheiten dem Druck des Marktes aussetzen und dadurch gerade für bestimmte Einkommensklassen nicht mehr verfügbar machen. Dies geschieht aufgrund von Privatisierung, Gentrifizierung oder behördlicher Kürzung von Wohngeld und Wohnbauförderung.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Der Trend zur Urbanisierung hält ungebrochen an. Städte waren und bleiben ein Motor für Interessen, Austausch, Innovationen, Hoffnungen und Konflikte. Sie ziehen Menschen an, mit ihrem kulturellen Angebot, mit ihren Jobs, mit beruflichen und privaten Möglichkeiten. Dies gilt im besonderen Maße für Berlin. Die Bundeshauptstadt ist 2016 um knapp 60.000 Einwohner gewachsen. 60.000 weitere Menschen, die mit den bisherigen Berlinerinnen und Berlinern um das knappe Gut Wohnraum konkurrieren. Wohnen ist zur neuen sozialen Frage in Deutschland geworden. Die Gründe sind vielfältig, Lösungen bisher rar. Community Organizing zeigt, wie neuer Wohnraum geschaffen werden kann – sozial, partizipativ, inklusiv.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Die Bürgerplattform Stark! im Kölner Norden feierte am 18. Oktober 2017 ihr zweijähriges Bestehen und die ersten Erfolge. Sie wurde 2015 mit knapp 30 Gruppen als starker zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss in Köln gegründet. Neben Kirchengemeinden, Moscheen, Vereinen und Nachbarschaften war auch die afrikanische Community von Anfang an maßgeblich beteiligt. Nach den ersten Erfahrungen im solidarischen Handeln (und drei erfolgreichen Kampagnen) haben sich alle Gruppen der Bürgerplattform dafür entschieden, das Haus Afrika als Konzept und Idee als gemeinsame Kampagne zu unterstützen.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Am Abend des 27. April 2017 war ein eher ungewöhnliches Ereignis im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick zu beobachten. Auf dem Gelände eines ehemaligen Betonwerks, in dem die DDR einst Fertigteile zum Beispiel für die großen Plattenbausiedlungen in Marzahn und Hellersdorf oder auch für die Wohntürme am Thälmannpark in Prenzlauer Berg hatte fertigen lassen, versammelten sich etwa 60 Menschen mit sehr unterschiedlichen Biografien, wirtschaftlichen Möglichkeiten, unterschiedlichstem Alter und vielfältigster Herkunft. Es waren Menschen versammelt mit familiären Wurzeln in Afrika, Europa, Asien, dem Nahen Osten, Amerika, in verschiedensten Teilen Deutschlands und natürlich in Berlin.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Es gibt verschiedene sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Städte. Sie sind Orte der Vergemeinschaftung (Schäfers 2006), der Globalisierung (Sassen 2018), Brenngläser gesellschaftlicher Veränderungen (Häußermann/Siebel 1987), Orte der Integration (Saunders 2011) und so weiter. Allen Perspektiven gemein ist, dass Städte soziale Einheiten sind, in denen Interessen zwischen verschiedenen Akteuren ausgehandelt werden. Klassische Aushandlungsprozesse sind solche zwischen Kapital und Markt einerseits und Menschen und insbesondere Arbeitnehmer andererseits (Engels 1980). Doch auch andere Aushandlungspaare sind zu erkennen, wie zwischen Öffentlichkeit und Privatheit (Bahrdt 1969) oder zwischen Zuwanderern und länger Ansässigen (Elias/Scotson 1990). Stadtfragen sind damit auch oft Machtfragen, welche im Alltag auf der Quartiersebene ausgehandelt werden.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
Erschienen in Heft 4/2019 100 Jahre Erbbaurecht
Während Erbbaurechte international über alle Immobilienarten hinweg weit verbreitet sind, fristen sie in Deutschland weiterhin ein Schattendasein. In den meisten Fällen sind es Kommunen, Kirchen und Stiftungen, die in Deutschland Erbbaurechte vergeben. Diese streben eine möglichst risikoarme, aber dennoch wirtschaftliche Nutzung ihres Grundbesitzes an und sichern mit Hilfe des Erbbaurechtsmodells den langfristigen Erhalt ihres Grundbesitzes. Erbbaurechtsnehmer sind hierbei in erster Linie Privatpersonen, die über das Erbbaurechtsmodell in die Lage versetzt werden, Wohneigentum eigenkapitalschonend zu realisieren. Als reine finanztechnische Strukturierungsvariante – also unabhängig von dem Interesse, Grundbesitz dauerhaft zu sichern – findet das Erbbaurechtsmodell in der Praxis bisher nur eine geringe Resonanz. Wie Erbbaurechtsmodelle Investoren dabei helfen können, ihre Anlageziele zu erreichen, soll in dem nachfolgenden Beitrag dargestellt werden.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2019 100 Jahre Erbbaurecht
Vor 100 Jahren trat das deutsche Erbbaurechtsgesetz in Kraft. Ziel war es, preisgünstiges Wohnen für breite Bevölkerungsschichten zu ermöglichen. Angesichts der aktuellen Herausforderung, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und auch perspektivisch zu sichern, erfährt das Erbbaurecht eine politische Renaissance. Erbbau-Prinzip ist eine Trennung der Eigentumsverhältnisse von Boden und Gebäude für eine festgelegte Zeitdauer. Der Erbbaurechtsnehmer nutzt das Grundstück des Erbbaurechtsgebers, um zumeist ein Gebäude darauf zu errichten. Dafür zahlt er Erbbauzinsen an den Grundstückseigentümer. Der Inhalt des Erbbaurechts wird in einem Erbbaurechtsvertrag zwischen den Vertragspartnern festgelegt. Dabei können Erbbaurechtsverträge individuell gestaltet werden.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2019 100 Jahre Erbbaurecht
Das Erbbaurecht ausschließlich als ein Instrument „zur Behebung der größten Wohnungsnot“ anzusehen, greift zu kurz. Natürlich muss das Erbbaurecht heute modern gedacht werden, es ist allerdings auch voraussetzungsvoll. Eine Gelingensbedingung für das Erbbaurecht ist die Abkehr von der Idee des Volleigentums am Boden. Das Instrument ist vielmehr auf die Grundstücksverfügung des Erbbaurechtsausgebers angewiesen. Welche Rolle spielt hierbei die (bislang recht obskure) Sozialpflichtigkeit des Eigentums aus Art. 14 Abs. 2 GG? Welche Fortentwicklungsmöglichkeiten bestehen?
BeiträgeErschienen in Heft 4/2019 100 Jahre Erbbaurecht
Berlin war die Stadt der Freiräume. Verlassene Wohnungen, Hallen, leere Kaufhäuser, alte E-Werke, offene Räume gab es an jeder Ecke. Der Zugang war direkt. Wenn es überhaupt um Miete ging, war sie günstig, die Stadt ein Experimentierfeld für Kreative, Müßiggänger und Hedonisten. Der anarchische Moment zu Beginn der 1990er, der Clubs, Bars, Ausstellungsräume, Galerien, günstiges und umsonst Wohnen und viele andere Inbesitznahmen ermöglichte, legte auch die Basis für das kreative Image der Stadt und wurde 2003 mit Klaus Wowereits Ausspruch „Berlin ist arm, aber sexy“ zum Kern des Berlinmarketings. Kultur war Kapital geworden. Auf der anderen Seite fehlte es der ehemals geteilten Stadt an Wirtschaftskraft.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2019 100 Jahre Erbbaurecht
Damit Erbbaurechte sich auch wirklich gegenüber Volleigentum durchsetzen können, müssen sie marktgerecht ausgestaltet sein. „Marktgerecht“ bedeutet, dass die Akteure das Erbbaurecht nicht nur deswegen wählen, weil sie mangels Alternativen faktisch dazu gezwungen werden, sondern weil sie es als mindestens gleichwertig gegenüber dem Volleigentum an einer Immobilie erachten. Gleichwertig – in Bezug auf was? Bei Anlageentscheidungen geht es niemals nur alleine um die Rendite, sondern auch um das Risiko. Mehr Rendite ist i.d.R. nur zu haben, wenn man zur Übernahme eines entsprechend höheren Risikos bereit ist.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2019 100 Jahre Erbbaurecht
Der Flächenmangel in den Ballungszentren, allen voran im Bereich der Wohnimmobilien, bewegt viele Kommunen dazu, ihre Vergabestrategien zu überdenken. Dabei kommt auch ein alter Klassiker wieder auf die Tagesordnung, der lange Zeit – zumindest in der öffentlichen Debatte – eher ein Schattendasein gefristet hat: das Erbbaurecht. Für die aktuelle Problematik auf den Wohnungsmärkten dürfte die Umstellung von Verkauf auf Grundverleih keine rasche Lösung bringen. Doch die Kommunen haben aus der akuten Flächenknappheit gelernt, sich auf lange Sicht mehr Flexibilität und Kontrolle über Bauland in ihrem Wirkungsbereich vorzubehalten. Damit könnte das deutsche Erbbaurecht, das in seiner jetzigen Form gerade sein 100-jähriges Jubiläum feiert, zu einer wachsenden Größe auf den Immobilienmärkten werden.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2019 100 Jahre Erbbaurecht
Auf der Internetseite der Stadt Frankfurt am Main ist zu lesen: „Die Vergabe von städtischen Grundstücken erfolgt derzeit in der Regel durch die Bestellung von neuen Erbbaurechten, sodass die Zahl von städtischen Erbbaurechten weiter steigen wird.“ Die Stadt München legt in ihrem wohnungspolitischen Handlungsprogramm „Wohnen in München VI“ fest, dass sie bis 2021 mehr Grundstücke im Erbbaurecht vergeben möchte, um „langfristig bezahlbaren Mietwohnungsbau zu sichern“. In Hamburg erklärte die rot-grüne Regierung am 14. Juni 2017, dass sie strategisch wichtige städtische Grundstücke wieder vermehrt im Erbbaurecht vergeben wolle.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2019 100 Jahre Erbbaurecht
Kontinuierlich steigende Bodenpreise, eine zunehmende Verdrängung von Geringverdienern bis hin zum Mittelstand an die Stadtränder und darüber hinaus sowie die anhaltende Zersiedlung der Landschaft haben sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland die Debatte über den Umgang mit der knappen Ressource Boden anschwellen lassen. Hier wie dort gewinnt aus guten Gründen das Erbbaurecht als bedeutendes bodenpolitisches Instrument an Aufmerksamkeit.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2018 Zivilgesellschaft baut Stadt
„Bürgerbeteiligung“ ist für manche ein Schreckensszenario, assoziieren viele doch damit Konflikte, Chaos, Frustration und Ärger, Zeit- und Nervenverlust – z.B. bei Bauvorhaben oder in der Stadtentwicklung. Selten wird dies als Chance für die Entwicklung von etwas Neuem erlebt, dessen Kraft aus dem Gemeinsamen heraus entsteht. Das hat damit zu tun, dass es wenige Vorbilder gibt für gelungene und gelingende Partizipation. Community Organizing (CO) ist ein Ansatz, wie es funktionieren kann. Von Leo Penta als Ansatz nach Deutschland gebracht, hatte ich die Gelegenheit die Etablierung von CO in Deutschland mitzuerleben. Darüber und über die Bedeutung von gelingender Partizipation für die Zukunft unserer Gesellschaft möchte ich hier berichten.
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
In Zeiten des Wirtschaftswunders und der Automobilisierung der Bundesrepublik wurden am Rande der Städte und auch in peripheren Räumen massenhaft Einfamilienhäuser einfacher bis mittlerer Qualität errichtet. Aus diesem Zeitraum stammt auch der Großteil der deutschen Eigenheimbestände. In den alten Bundesländern ist daher jedes dritte Wohngebäude ein zwischen 1949 und 1978 errichtetes Ein- bzw. Zweifamilienhaus; das entspricht in etwa einem Fünftel aller Wohnungen Westdeutschlands. Die Bestände sind in der Regel von den einstigen Bauherren bewohnt, die –je nach Jahr der Errichtung – mittlerweile das Seniorenalter erreicht haben. Sukzessive tritt die Generation der Erstbezieher ab und ist damit Teil eines Generationswechsels, der häufig mit dem Verkauf der Häuser durch die Erben endet.
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Am 20. Februar 2013 wurde ein geistig behinderter Junge auf dem Weg zur Bushaltestelle von einer Gruppe Jugendlicher verprügelt. Im Kontext der Berichterstattung über den Vorfall sollen sich die Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern über die Zustände im Quartier beim Bezirksamt in Berlin-Spandau gehäuft haben. Um diesen Beobachtungen und Erfahrungen ein Ventil zu geben, richtete der Bürgermeister für einen Monat (27. Februar bis 25 März) ein Sorgentelefon ein. Der RBB zeigte am 16. März eine Reportage über die Situation vor Ort in der Abendschau. Am 22. März lud der Bezirksbürgermeister vor Ort zur offenen Bürgersprechstunde ein – im Nachgang erschien in einem Stadtmagazin ein sehr differenzierter Beitrag (Trautwein 2013).
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Demografischer Wandel, Bevölkerungsrückgang und Schrumpfungsprozesse in ländlichen Regionen, Binnenwanderung und Zuwanderung in die Ballungszentren, veränderte Sozialstrukturen in Stadt und Land, die zunehmende Relevanz des Klimaschutzes im Städtebau – all dies sind entscheidende Faktoren, die das Aufgabenportfolio der modernen Wohnungswirtschaft in den letzten Jahren umfassend bis vollkommen neu definiert haben. Die ausschließliche Fokussierung auf den Erhalt der Wohnungsbestände und den Neubau gehört der Vergangenheit an. Der Blick geht über den Tellerrand hinaus und ist neben den eigenen Gebäudekomplexen auf Quartiers- und Stadtentwicklung gerichtet. Denn: Differenzierte Märkte erfordern heute ganzheitliche Unternehmenskonzepte mit ebenso differenzierter Herangehensweise.
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist seit einiger Zeit wieder in Bewegung. Zu den Schlagwörtern der vergangenen Jahre, wie "Leerstand" und "Bevölkerungsrückgang", gesellen sich "Wohnungsnot" oder "Angst vor Immobilienblasen". Tatsache ist, dass sich die Disparitäten nach regionalspezifischen Profilen weiter verschärfen. Den Boom-Regionen Hamburg, München, Frankfurt und auch Berlin stehen die (vermeintlich) demografischen Notstandsregionen in Ostdeutschland oder häufig erwähnte periphere Lagen in Westdeutschland gegenüber. Das "Holzschnittartige" dieser Betrachtung führt in Veröffentlichungen oder Beiträgen auf Kongressen zum oben genannten Themenkomplex, dass beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern als Synonym für eine Region steht, die in den meisten Statistiken die "rote Laterne" trägt.
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Die 1954 gegründete Wohnungsbau-Genossenschaft "Treptow-Nord" eG verfügt aktuell über 4.412 Genossenschaftswohnungen an vier Standorten in Berlin-Treptow. Der überwiegend im Blockbau (Q3A, TB, WBS70) errichtete Bestand hat vorwiegend kleine Wohnungen, ca. 75 Prozent der Wohnungen haben 2 bis 2,5 Räume. Der Wohnungsbestand ist überwiegend saniert, allerdings fehlen Aufzüge und nur wenige Wohnungen sind barrierefrei. Viele Wohnungen entsprechen nicht den Ansprüchen der überwiegend älteren Genossenschaftsmitglieder. Die Bestandsmiete der WBG "Treptow-Nord" liegt mit 4,65 Euro je m² unterhalb des Berliner Durchschnitts (5,54 Euro je m²) sowie des Durchschnitts der Mitglieder des Verbandes der Berliner und Brandenburgischen Wohnungsunternehmen e.V. (BBU) (5,15 Euro je m²).
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Die gründerzeitlichen Wohngebiete in Berlin stehen bei Wohnungsnachfragern hoch im Kurs – das zeigen die steigenden Mieten und Wohnungskaufpreise der letzten Jahre. Nach neuesten Mitteilungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt war z.B. der Mietpreisanstieg in den Gründerzeitquartieren in den vergangenen zwei Jahren doppelt so hoch wie im Berliner Durchschnitt. Diese Entwicklung trifft seit mehreren Jahren besonders auf Quartiere in Kreuzberg und Neukölln zu und verdeutlicht die Attraktivität dieser Wohngebiete für Hinzuziehende. Diese Situation eröffnet die Frage, wie sich die dort lebende Bevölkerung vor überdurchschnittlichen Mieterhöhungen, Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen, Wohnungsverkäufen an Investoren und letztlich vor Verdrängung schützen kann.
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Die Debatte um die steigenden Mieten und Immobilienpreise in den deutschen Städten reißt nicht ab. Die Politik hat – beflügelt vom begonnenen Bundestagswahlkampf – inzwischen das Thema für sich entdeckt und diskutiert unter anderem auch Instrumente der Begrenzung von Mietpreissteigerungen, nicht nur – wie gerade geschehen – im Bestand, sondern auch bei Neuverträgen. Viel wesentlicher allerdings als die Mietenpolitik ist es, die kommunale Baulandpolitik auf den Prüfstand zu stellen und alle noch vorhandenen Spielräume zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums in den Städten zu nutzen. Hier muss weitaus mehr als bislang in den Städten geschehen.
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Dass demografische Trends für Immobilienmärkte wichtige Bestimmungsfaktoren sind, ist in der Branche weitgehend verstanden; dass die demografischen Trends in Deutschland regional höchst unterschiedlich ablaufen, wohl ebenfalls. Doch viele Immobilienanleger verbinden mit den demografischen Entwicklungen ein reines Zukunftsthema, das sie getrost noch ein paar Jahre unbeachtet ruhen lassen können. Dies mag angesichts der aktuellen Zuwanderungswelle aus Süd- und Osteuropa sogar richtig sein, doch allzu lange darf man das Thema nicht außer Acht lassen, denn weitblickende Investoren berücksichtigen die wahrscheinlich zukünftigen Entwicklungen bereits heute in ihren Preisgeboten.
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Wohnungsmärkte entwickeln sich zyklisch und schwankend. Wir erleben gerade in einigen Städten eine Verknappungsphase. Die Wohnungsfertigstellungen bleiben allein schon wegen der langen Planungs- und Bauzeiten hinter der überraschenden Nachfrageentwicklung zurück. Politische Trägheiten und Fehlleistungen, aber auch hoher politischer Widerstand gegen Neubau haben zur Verschärfung der Engpässe beigetragen. Dabei hilft gegen Wohnungsmangel nur nachfragegerechtes Bauen im Rahmen koordinierender Pläne.
BeiträgeErschienen in Heft 3/2013 Differenzierte Märkte – differenzierte Antworten am Wohnungsmarkt
Erschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Der Stadtteil Bockenheim in Frankfurt am Main ist mit über 30.000 Einwohnern der einwohnerstärkste Stadtteil Frankfurts. Er liegt innenstadtnah und zeichnet sich durch seine gewachsene Mischung aus ethnischen Kulturen, sozialer Vielfalt und auch einer guten Altersmischung aus. Die gewachsene kulturelle und soziale Mischung ist durch die bis in die neunziger Jahre hier angesiedelten metallverarbeitenden Unternehmen und deren oft im Stadtteil lebenden Mitarbeiter entstanden sowie durch die Goethe-Universität, die jetzt 100 Jahre alt ist und sich mitten im Umzug ins Westend befindet. Der Stadtteil ist nicht „hipp“, sondern das Zusammenleben so vieler unterschiedlicher Menschen hat eine ausgeprägte lässige Selbstverständlichkeit entstehen lassen. Es herrscht eine nachbarschaftliche und offene Art vor, miteinander umzugehen und zusammenzuleben.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Erschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Dass dialogische Verfahren im kommunalpolitischen Prozess eine zunehmend wichtige Rolle spielen, ist in Forschung und Praxis heute weitgehend unumstritten. Welche konkreten Effekte sie erzielen, insbesondere, welchen Beitrag sie tatsächlich zur Steigerung der Inklusivität und Legitimation politischer Prozesse leisten, ist jedoch offen. Bislang liegen nur wenige Studien und Erfahrungsberichte vor, die systematisch und anhand wissenschaftlicher Kriterien die Wirkungen dialogischer Beteiligungsverfahren unter die Lupe nehmen. Im folgenden Beitrag werden vor diesem Hintergrund die Leitlinien und Methoden der Dialoge und der Evaluation des Städtenetzwerks "Stärkung lokaler Demokratie durch bürgerorientierte integrierte Stadtentwicklung" vorgestellt.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Ausgehend von einer Vereinbarung zwischen dem Hamburger Senat und der Evangelischen Stiftung Alsterdorf wurden zur Unterstützung des Ambulantisierungsprozesses in verschiedenen Hamburger Stadtteilen sogenannte Treffpunkte aufgebaut. Zeitgleich mit dem Aufbau des treffpunkts.elbinsel in Wilhelmsburg entwickelten die Assistenzgesellschaften der Stiftung mit der wissenschaftlichen Begleitung der HAW Hamburg ein Konzept für die Treffpunktarbeit. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Grundlagen der Treffpunktarbeit "Inklusion" und "Sozialraumorientierung" beschrieben. Im Anschluss daran werden Treffpunktaufgaben, Erfahrungen und Erfolge am Beispiel "Selbstorganisation und aktive Teilhabe – politische Aktivierung" geschildert.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Gentrifizierung ist als Schlagwort in aller Munde und fokussiert sich meist auf die Rolle derjenigen Mieter, die infolge der Aufwertungsprozesse befürchten, aus dem Quartier verdrängt zu werden. Dabei ist die Gentrifizierung mitnichten das Ziel von Anstrengungen zur Aufwertung eines Quartiers. Private Eigentümer und Haus & Grund-Vereine haben erkannt, dass sogenannte "Gentrifizierungsprozesse", obwohl in der Presse praktisch immer als gewinnbringend und profitabel für die Eigentümer dargestellt, problematisch sein können, da das Image eines Quartiers beschädigt werden kann und eine hohe Fluktuationsquote zu einer nicht vorhersehbaren Veränderung in der Zusammensetzung der Bewohner führen kann. Dies kann in einem zweiten Schritt zum erneuten Niedergang des Quartiers führen und ist daher nicht im Interesse der Stadtentwicklung, der Mieter und ebenfalls der Vermieter und Eigentümer.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
"In der Stadt wird Gesellschaft zur räumlichen Struktur." (Siebel 2012, S. 462) Städte machen auf engem Raum sichtbar, erlebbar und damit auch angreifbar, was sonst in Datensammlungen und sozialwissenschaftlichen Fachwelten für eine breite Öffentlichkeit nur schwer zugänglich ist. Zahlreiche Proteste haben das Signal aufgenommen. Ob die Überschrift "Gentrifizierung" für die dahinter stehenden Probleme angemessen ist, mag dahingestellt sein. Für die fachlich und politisch angemessene Reaktion sollte u. E. das gelten, was der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman mit Blick auf den "Occupy Wall Street"-Protest formuliert hat: Da entstehe etwas mit nicht immer klaren Konturen, das sich aber an die richtige Adresse richte. Und: Man solle nicht so viel Aufhebens darum machen, dass der Bewegung konkrete Forderungen zu den notwendigen Änderungen fehlen. Die zu finden sei Aufgabe der Intellektuellen und der Politik.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Gentrifizierung ist ein altes Problem, für das immer wieder neue Wörter gefunden werden. Können Wörter helfen, das Problem einer Klassengesellschaft zu lösen? Worum es bei "Kotti & Co" – der Mietergemeinschaft am Kottbusser Tor – geht, sind die Eingriffe in den Wohnungsmarkt der 70er Jahre in Westberlin und ihre verheerenden Folgen. Das nennt sich "sozialer Wohnungsbau", der mit sehr viel öffentlichen Steuermitteln "gefördert" wurde. Für die Immobilienbesitzenden unter den Lesern hier ein Spruch aus dieser Zeit: "Wer mit Investitionen in den sozialen Wohnungsbau im ersten Jahr keine Million gemacht hat, macht was falsch." Die meisten haben es richtig gemacht.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Der AKU ist eine Gruppe, die sich seit 2006 mit den Entwicklungen in Hamburg-Wilhelmsburg auseinandersetzt. Der Stadtteil ist Ziel einer Aufwertungsstrategie im Rahmen des Programms "Sprung über die Elbe". In dem Programm geht es neben der Bearbeitung eines ehemaligen "Problemquartieres" um die Bereitstellung von Flächenpotenzialen für die "Wachsende Stadt", die in Leitbildern seit einigen Jahren beschworen wird. Wie dieses Wachstum in einer Stadt wie Hamburg gedacht wird und welche Konflikte dabei bearbeitet werden, das lässt sich aus unserer Sicht nirgends so gut wie in Wilhelmsburg nachvollziehen: Nachdem das Image des Stadtteils nach jahrzehntelanger Desinvestition und später einer imposanten Reihe an Stadtentwicklungsmaßnahmen zu Beginn der 2000er Jahre einen erneuten Tiefpunkt erlitt, entschied sich die Stadt zu einer veränderten Strategie: Hauptakteure wurden die städtischen GmbHs Internationale Bauausstellung 2013 und Internationale Gartenschau 2013.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
In allen Zeitungen ist es zu lesen: Untergiesing ist das neue Szeneviertel in München. Für den "Lonely Planet" ist das Viertel, dem gerne nachgesagt wird, irgendwann Szeneviertel zu werden, nicht cool genug. In der Anfang März erschienenen neuen Auflage des Reiseführers mit dem Titel "Munich, Bavaria & the Black Forest" findet man keine einzige Zeile über den Stadtteil. Schnell wird klar, was dem einstigen Arbeiterviertel bevorsteht – das böse G.-Wort! Und wer sich mit den alteingesessenen Bewohnern über das Viertel unterhält, hört viel über die moustache YUPPIES, die "zugroast’n" Schnösel, die Schickeria 2.0 und das Boazn-Sterben. Die Heimat der "Ureinwohner" verändert sich und das Erscheinungsbild der eindringenden "Preißn" wird facettenreicher.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Wer hätte das gedacht: In deutschen Medien wird wieder über das Thema Wohnen diskutiert. Dabei galt die "Wohnungsfrage" hierzulande jahrelang als "erledigt", zumindest war sie im politischen Alltag nicht präsent. Doch im vergangenen Jahr geriet das Thema endlich ins Zentrum der bundesweiten Öffentlichkeit – nicht zuletzt infolge der studentischen Proteste gegen Wohnungsmangel und hohe Mieten. Und auch der Kanzlerkandidat der SPD, Peer Steinbrück, hat sich die Wohnungsfrage auf die Wahlkampffahnen geschrieben und plädiert inzwischen für Mietpreisbremsen und die Neuregelung der Maklergebühren. Dabei ist bezahlbarer Wohnraum in vielen Universitätsstädten schon seit Jahren knapp, studentische Aktionen wurden bislang aber jenseits der Lokalpresse kaum wahrgenommen.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Die Freie und Hansestadt Hamburg versucht, mit dem Programm "Sprung über die Elbe" Stadterneuerungsprozesse im Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg zu initiieren. Gleichzeitig gehen dieses Jahr die von der Stadt Hamburg gestartete Internationale Bauausstellung (IBA) und die Internationale Gartenschau (igs) in Hamburg-Wilhelmsburg zu Ende. Ziel all dieser Prozesse ist es, in diesem oft als "sozialem Brennpunkt" klassifizierten Stadtteil Aufwertungsprozesse ohne Verdrängung in Gang zu setzen, bei breiter Beteiligung der Bevölkerung. Dennoch werden die jüngeren Entwicklungen in diesem Teil Hamburgs unter dem Vorwurf fortgesetzter Gentrifizierung und begrenzter politischer Teilhabe teilweise sehr kontrovers diskutiert. Der vhw hat zu diesem Thema nachgefragt, um ein genaueres Bild über die Entwicklung in Hamburg-Wilhelmsburg zu erhalten. Vor dem Hintergrund der kontroversen Debatte war es uns wichtig, unterschiedliche Sichtweisen abzubilden.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Die Antwort auf die im Titel gestellte Frage lautet: wenig. Wenig sozialer Zusammenhalt, wenn man die moderne Großstadt vergleicht mit dem dichten Geflecht sozialer Beziehungen im vormodernen Dorf. Und wenig soziale Konflikte, wenn man deutsche Städte vergleicht etwa mit der französischen Banlieue oder nordamerikanischen Städten. Im ersten Teil meines Beitrags soll erklärt werden, weshalb Nachbarschaft heute in den Städten nur noch eine geringe Rolle spielt und für welche Menschen sie auch heute noch wichtig ist. Im zweiten Teil wird versucht zu erklären, weshalb es hier vergleichsweise wenig soziale Konflikte gibt. Im dritten Teil wird dann auf Tendenzen hingewiesen, wonach sich die sozialen Probleme auch in deutschen Großstädten verschärfen werden. Am Schluss stehen Überlegungen, um solchen Tendenzen entgegenzuwirken.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
"Ein pseudogrünes, neudeutsches Biospießertum, […] das in den Wohnort armer Leute eindringt und ihn sich bioschick umrüstet" (Zander 2011), mit diesen Worten beschreibt der Publizist Hans Conrad Zander die Veränderungen, die in den letzten Jahren vor seiner Haustür im kölnischen Stadtteil Zollstock stattfinden. Und so könnte auch die "neudeutsche" Definition eines Begriffs lauten, den die Londoner Soziologin Ruth Glass zu Beginn der 1960er mit einer politisch-kritischen Konnotation "Gentrification" genannt hat (vgl. Glass 1964). Trotz gewandelter Rahmenbedingungen und örtlicher Besonderheiten scheinen Transformationsprozesse in innerstädtischen Quartieren der Großstädte auch 50 Jahre später nach gleichem Muster abzulaufen.
BeiträgeErschienen in Heft 4/2013 Gentrifizierung: Mehr als ein Markphänomen
Dichte, Nutzungsmischung, soziale Durchmischung und kurze Wege gelten als physische Charakteristika der "Europäischen Stadt" und sind die einprägsamen Eckpunkte der 2007 auf den Weg gebrachten "Leipzig Charta zur nachhaltigen Europäischen Stadt". Diese Merkmale sind jedoch keineswegs "Selbstläufer", vielmehr sind sie andauernd zu verteidigen, neu zu definieren und zu verorten. Mitunter müssen sie auch teilräumlich zurückgeschraubt oder gar aufgegeben werden, wenn ihre Verteidigung nicht mehr im Verhältnis zu ihrem Nutzen steht, wenn die hierfür aufzuwendenden Anstrengungen und finanziellen Mittel von einer Stadt nicht mehr zu schultern sind oder wenn die regulativen Instrumente unerwünschte Nebenwirkungen zeitigen. Dazu zählt zum Beispiel ein Abbruch der privaten Investitionen.
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